Historie

Von der Bernsteinstraße zum Mauerfall

Die Geschichte der Region lässt sich grob in zwei Abschnitte teilen: den langen Zeitraum von der frühesten menschlichen Besiedelung bis zur Gründung des ungarischen Staates im 11. Jh. und die Periode vom 11. Jh. bis heute. Im ungarischen Teil der Region Ferto – Hanság stammen die ältesten archäologisch nachweisbaren Siedlungsspuren aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. Am Südufer des Sees befand sich eine Reihe jungsteinzeitlicher Siedlungen, die mit den benachbarten Gebieten Handel trieben und in kultureller Verbindung standen, was an der Formgebung und Ornamentik ihrer bemalten Keramik ablesbar ist. Funde ab dem frühen 4. Jahrtausend sind der Balaton-Lasinja-Gruppe zuzurechnen, die bereits Kupfer verarbeitete. Reste der kupferzeitlichen Badener Kultur wurden in der Nähe von Fertörákos und Sopronkohida gefunden. Das Gebiet war bis zum Ende der Kupferzeit um 2000 v. Chr. bewohnt, was durch Überreste einer Schmiede belegt wird.

In der Bronzezeit erfuhr Europa eine erste Hochblüte, die auch die Region Ferto-Neusiedler See erfasste. Über die südwestlich des Sees verlaufenden Handelswege traten die aufeinander folgenden Kulturen mit den Bewohnern weit entfernter Länder in Kontakt. Die Bernsteinstraße, die von der Ostsee bis zur Adria führte, verlief durch das an die Hügel am Seeufer angrenzende Soproner Becken.

Plinius erwähnt zwischen 50 und 57 n. Chr., dass sich das Siedlungsgebiet der Noriker bis zum Lacus Peiso und dem Ödland der Boii erstreckte. In letzterem gab es jedoch bereits die Siedlungen Colonia Claudia Savaria (das heutige Szombathely, dt. Steinamanger) und Scarbantia (heute Sopron, dt. Ödenburg). Lacus Peiso wird von manchen Wissenschaftern als Neusiedler See identifiziert, andere nehmen an, dass sich Plinius auf den Balaton (Plattensee) bezog.

Um 433-434 überließ das Weströmische Reich die Provinz Pannonien dem Nomadenvolk der Hunnen. Die Hunnen und ihre germanischen Verbündeten besetzten die Provinz und drangen bis zum Alpenraum vor.

Innerhalb des seit dem 11. Jh. bestehenden Systems der Reichsverwaltung wurde Sopron Sitz der Verwaltung und Zentrum des gleichnamigen Komitats, dem auch der südwestliche Teil des Gebiets um den See angehörte. Das Gebiet im Nordosten des Sees wurde dem Komitat Moson zugeschlagen. Im 13. Jh. begann die Zuwanderung deutschsprachiger Siedler, die sich das ganze Mittelalter hindurch fortsetzen sollte. Von der Tartareninvasion, die 1241-42 fast das ganze Lande verwüstete, blieb die Region verschont, und so mussten die Siedlungen hier nicht von Grund auf neu errichtet werden. Die Region erfreute sich das ganze Mittelalter hindurch einer Phase ungebrochener Entwicklung, die erst mit den Türkenkriegen zu Ende ging.

Als die Türken 1529 Wien belagerten, wurde auch die Region Ferto-Neusiedler See verwüstet. Der Fall von Gyor 1594 und vier Jahre türkischer Okkupation brachten erneute Zerstörungen.

Die bedeutendste Bauphase, die in weiterer Folge das Bild der Siedlungen rings um den See prägen sollte, war das 18. Jahrhundert. Nach den Türkenkriegen, der Reformation und Gegenreformation und dem (von Rákóczi angeführten) ungarischen Unabhängigkeitskrieg setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung ein, der nicht nur in der Aristokratie zu intensiver Bautätigkeit führte, sondern auch in den prunkvollen Fassaden der Ackerbürgerhäuser zum Ausdruck kam.

Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Region durch die zwischen Österreich und Ungarn gezogene Staatsgrenze geteilt. Zur echten Isolation kam es dann nach dem 2. Weltkrieg, als das kommunistische Regime den „Eisernen Vorhang“ errichtete. Fertorákos und St. Margarethen sollten schließlich die Orte werden, wo beim „Paneuropäischen Picknick“ 1989 der Stacheldraht durchschnitten und die Grenze wieder geöffnet wurde. Dies war nicht nur der Fall des „Eisernen Vorhanges“ sondern der „erste Stein“ der aus der Berliner Mauer geschlagen wurde.